Wo finden wir neue ChorsängerInnen?
Brauchen wir unbedingt einen Instagram-Account, um junge Menschen für unser Orchester zu begeistern?
Sollen wir unser bewährtes Repertoire wirklich ändern, um jüngere MusikerInnen zu gewinnen?
So oder so ähnlich geht es vielen Amateurmusikensembles: Das eigene Angebot ist mit viel Hingabe und Herzblut ausgewählt, die Konkurrenz immer groß, das Buhlen um die fähigsten MusikerInnen und deren kostbare Freizeit ist Alltag, alle Ensembles wünschen sich mehr musikalischen Nachwuchs – doch wo findet man den, wie begegnet man ihm, wie lädt man ihn ein, und vor allem: wie hält man ihn? Fragen über Fragen…
Der AMJ hat sich mit dem Projekt Strategien zum Erreichen der jugendlichen Zielgruppe¹, gefördert durch den Amateurmusikfonds, diesen Fragen angenähert. Methodik und Ergebnisse sollen hier vorgestellt werden.
Im Zentrum des Projekts stand der Wissenstransfer. Drei Workshops fanden statt von Juni bis September 2024 in Hildesheim, Nürnberg und Leipzig. Dort wurde Austausch mit ExpertInnen initiiert, die erfolgreich ihre außerschulischen Angebote bei Jugendlichen platzieren und die ausdrücklich nicht aus dem musikalischen Bereich kommen. Neben den ExpertInnen (pro Workshop ca. 6 Nicht-MusikerInnen) waren die Workshops auch für Neugierige aus dem Musikbereich (pro Workshop ca. 6 MusikpädagogInnen) geöffnet. Indem AkteurInnen aus ganz verschiedenen Bereichen der Jugendarbeit bei den Workshops zusammenkamen, konnte ein fruchtbarer interdisziplinärer Austausch stattfinden und Lösungsansätze aus anderen Bereichen diskutiert, adaptiert und weiterentwickelt werden. So entstanden gemeinsam neue Ideen, wie Jugendliche besser erreicht und für die jeweiligen Angebote gewonnen werden können.
Neben vielen MusikpädagogInnen nahmen AkteurInnen folgender Organisationen/ Bereiche an den Workshops teil:
- Bad & Heizung Kachelmann GmbH (Walsdorf)
- BUNDjugend Bayern
- Bund der Alevitischen Jugendlichen in Deutschland e.V.
- CREATE.U der Kulturhauptstadt Chemnitz
- djo-Deutsche Jugend in Europa, Landesverband Sachsen e.V.
- Freie Werkstatt Hildesheim
- Gesellschaft zur Förderung beruflicher und sozialer Integration (gfi). Projekt W³ (Coburg)
- INfreestyle e.V. (Ingolstadt)
- Junges Theater Göttingen
- Jugendkunsthaus Esche (Hamburg)
- Jugendkunstschule Erlangen
- Kompetenzzentrum internationale Jugendarbeit und non-formale Bildung – Projekt „wir weit weg“ (Leipzig)
- Lukulule e.V. (Hamburg)
- LUISE – The Cultfactory (Nürnberg)
- Märchenkoffer e.V. (Hannover)
- Musik- und Kunstschule des Landkreises Spree-Neiße
- Sportjugend Niedersachsen
- Tanz- und Kulturwerkstatt Ingolstadt
- Theater für Niedersachsen (Hildesheim)
Für die Gestaltung und Moderation der Workshops konnte Elke Sieber von swsp transform gewonnen werden, eine ausgewiesene Expertin auf dem Gebiet des nachhaltigen Change Managements im Kulturbereich und u.a. Lehrbeauftragte für Management und Personalentwicklung an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg.
Um Methodik und Ergebnisse der Workshops visuell festzuhalten, wurde der dritte Workshop in Leipzig durch ein Graphic Recording der Illustratorin und Grafikerin Verena Herbst begleitet. Die entstandenen Grafiken sind hier veröffentlicht.
Zum Weiterlesen
1 Das Sozialgesetzbuch definiert Jugendliche als wer 14, aber noch nicht 18 Jahre alt ist. Natürlich ist diese Trennlinie nie scharf einzuhalten, auch 13-Jährige sind bei den AMJ-Musizierworkshops willkommen, ebenso wie 19-Jährige, aber mit irgendeiner Trennlinie muss man seine Arbeit ja beginnen.