Die TeilnehmerInnen bekamen die Aufgabe, sich in Vorbereitung auf den Workshop Gedanken zu einem aus ihrer Sicht und in Bezug auf die Ansprache und die Teilnahme von Jugendlichen sehr gelungenen Projekt aus dem eigenen Arbeitsbereich zu machen. Anhand dieser Best Practices sollte gemeinsam gesammelt werden, was Erfolgsfaktoren sind, dass Jugendliche außerschulische Angebote annehmen. Hier sind einige Best Practices aus den Workshops zusammengefasst.

Grundvoraussetzung für erfolgreiche Angebote für Jugendliche ist der Umgang mit den Jugendlichen selbst. Jugendliche müssen gesehen, gehört und ernst genommen werden – so wie sie sind. Mit dieser Offenheit und dem Vertrauen in die Jugendlichen wird ihnen ein Safe Space ermöglicht. Es ist wichtig, sich auf die Realitäten und Themen der Jugendlichen einzulassen und mit ihnen zu reden.

Das heißt auch, wollen wir Jugendliche erreichen, müssen wir da hingehen, wo Jugendliche sind, also ihre Räume aufsuchen und auf sie zugehen. Entscheidend sind dabei außerdem (personelle) Anknüpfungspunkte für die Jugendlichen und die Mund-zu-Mund-Propaganda unter den Jugendlichen selbst – in den Peergroups. In ihrer Peergroup sind Jugendliche selbst die besten Werbenden für ein Angebot, das sie begeistert.

Für die Werbung ist es außerdem attraktiv, Vorbilder und bekannte “Gesichter” zu nutzen und Einblicke in das zu geben, was die Jugendlichen erwartet. Dabei gehen Videos immer besser als Bilder und reiner Text. Und ohne Social Media (vor allem Instagram und TikTok) geht es nicht! Es können aber auch Räume geschaffen oder Alltagsorte der Jugendlichen besucht werden, um sich im Vorfeld kennenlernen zu können. Gibt es ein Gesicht zum Angebot, dann gibt es einen ersten persönlichen Kontakt und der/die Jugendliche weiß, was und wer ihn/sie erwartet.

Für den Erstkontakt sollten die Angebote dann möglichst niedrigschwellig, kostenfrei und ohne Anmeldung gestaltet sein und Verpflegung for free bereithalten.
Ein weiterer Erfolgsfaktor für gelungene Jugendprojekte ist, Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, eigene Projekte durchzuführen. Die Sportjugend Niedersachsen z.B. ermöglicht Jugendlichen bis 27 Jahren in J-Teams, durch finanzielle Unterstützung und Begleitung von einer festen Ansprechperson, eigene Projekte zu realisieren. Die finanzielle Unabhängigkeit und die Eigenverantwortung von der Ideenentwicklung, über die Antragstellung und Durchführung des Projektes bis hin zur Abrechnung machen die J-TEAMs so attraktiv für Jugendliche. Auch bei CREATE.U, dem vom Team Generation der Kulturhauptstadt Chemnitz initiierten Jugendprogramm, bekommen Jugendliche Geld, um eigene Projekte nach ihren Wünschen zu realisieren. Bei “wir weit weg” des Kompetenzzentrums internationale Jugendarbeit und non-formale Bildung in Leipzig werden interkulturelle Jugendbegegnungen mit Hilfe von Coaches selbst von den Jugendlichen organisiert.

Auch im Jugendkunsthaus Esche in Hamburg-Altona liegt der Fokus auf Freiraum für die Jugendlichen. Es wird das umgesetzt, was die Jugendlichen wirklich wollen. Die KursleiterInnen sind jung und in der jeweiligen Szene aktiv und haben eine gewisse Vorbildfunktion. Das macht die Angebote für Jugendliche attraktiv. Als Assistenzcoaches können Jugendliche im Jugendkunsthaus Esche Kurse begleiten und erhalten als Benefit eine Ehrenamtspauschale, Gutscheine, Konzerttickets o.ä. Beim Tag der offenen Tür zeigen die Jugendlichen dann bereitwillig, was sie machen und leiten Workshops selbst an. Freiraum und Selbstwirksamkeit bringen eine starke Identifikation der Jugendlichen mit dem, was sie machen, und mit der Einrichtung mit sich.

Bei der Partizipation junger Menschen sollte möglichst auf Offenheit des Formats und Freiraum für Gestaltung geachtet werden. Jugendliche sollten die Möglichkeit bekommen, im Projekt zu lernen, Dinge anders und Fehler machen zu können. Von Beginn an muss klar definiert werden, wo Gestaltung durch die Jugendlichen möglich ist, um Frust und Enttäuschung zu vermeiden.

Wichtig bei all dem ist eine beständige professionelle Begleitung der Jugendlichen. Beziehungsarbeit und persönliches Engagement sind hier die Stichwörter, auf die auch die Freie Werkstatt in Hildesheim (der Cluster Projects) setzt. In einem MentorInnenprogramm können ehrenamtliche Erwachsene die Werkstatt kostenlos nutzen, wenn sie Jugendliche in ihre Arbeit integrieren und sie von Anfang bis Ende des Werkprojektes begleiten.

Das zeigt, auch gute Kooperationen sind Erfolgsfaktoren für Jugendprojekte. Kooperationspartner können beispielsweise die Schulsozialarbeit, Einrichtungen der Sozialen Arbeit oder ganz andere Bereiche sein. Es sollten Kontakte genutzt werden, die schon da sind, und Vernetzung gefördert werden, um Jugendliche erfolgreich zu erreichen und da abzuholen, wo sie sind. Auch erfolgreiche Crossover-Projekte können durch Kooperationen von ganz verschiedenen Partnern der Jugendarbeit entstehen. Wie wäre es, wenn Musikschule und Fußballverein das nächste Sommerfest zusammen gestalten?